UNSER SCHULHAUS ENTSEHT
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Unser Schulhaus entsteht
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1891
Akte 841 des Stadtarchivs: Der „Verein zur Hebung des östlichen Stadtteils von Hannover“ macht 1891 in einem Schreiben an den Magistrat der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover die Notwendigkeit zur Errichtung einer höheren Töchterschule im östlichen Stadtteil geltend.

Begründung: Die Einwohnerzahl habe erheblich zugenommen, ganz neue Straßen seien hier entstanden, in denen nur solche Familien wohnen, deren Töchter eine höhere Schule besuchen.

Damit ist der Anstoß für die Gründung der Höheren Töchterschule III gegeben, deren erste Klassen noch zu Gast bei den beiden anderen Töchterschulen Hannovers sind.

Im Hannoverschen Stadtanzeiger vom 27. April stellt sich der Beginn der Baugeschichte so dar:

„Am 10. Mai 1897 beschloss der Magistrat den Schulneubau auf der Seelhorst-straße. Der Kostenanschlag forderte eine Bausumme von 267.500 Mark ... Am 16. Oktober 1897 wurde in der vereinigten Sitzung der Schulkommission und Bau-deputation der Entwurf des Neubaus genehmigt und ein Zuschlag von 10.000 Mark bewilligt ... Etwa in gleicher Zeit fanden zwischen dem Stadtsyndikus Dr. Eyl und dem Dirigenten Dr. Schmidt Beratungen statt über die vom Dirigenten gewünschte Namengebung der Schule. Der am 8. Apr. 1898 von Dr. Schmidt eingereichte Antrag, die neue Anstalt nach der Kurfürstin Sophie zu benennen, wurde am 28. Apr. desselben Jahres im Magistrat genehmigt. Die Aushebung des Baugrundes erfolgte zu Pfingsten 1898 ... Bereits am 14. Oktober 1898 konnte das Richtefest der Höheren Töchterschule III gefeiert werden ...“

1900
Die Einweihung findet am 24. April 1900 statt.
Bereits 1902 beginnt mit dem Ausbau des Mansardengeschosses eine Reihe zahlreicher, an der Straßenfront des Hauptgebäudes jedoch nicht ablesbarer Um-, Aus- bzw. Anbauten der Sophienschule.

1902
Zum Hauptplan gehören eine große Turn- und eine einseitig zum „Schul- und Turnhofe“ hin geöffnete „Wandelhalle“, verbunden mit dem Hauptbau durch einen Durchgang rechts im Erdgeschoss..

Dieser Durchgang enthält sechs in einer Reihe angebrachte Waschbecken, die vor und nach dem Unterricht in Zeichnen, Handarbeiten und Turnen den Schülerinnen gute Dienste leisten.

Gipfel moderner Zivilisation ist auch die im Keller befindliche „Dampfniederdruck- heizung nebst den erforderlichen Kammern zur Vorwärmung der einzuführenden frischen Luft“ (Letztere stellten im Winter die Zuführung frischer, vorgewärmter Luft in die Klassen sicher: Energiesparer 1900!), zwei weitere „Wasserentnahme-stellen mit Waschbecken“ in jedem Geschoss sowie die elektrische Beleuchtung: „Besonders ist hier ... die elektrische Lichtanlage zu erwähnen, deren Glühlampen mit je 32 Kerzenstärke die Räume mit reichlicher Helle füllen.“ Nicht zuletzt wegen des praxisnahen modernen Ausbaus bringt die Teilnahme an der Weltausstellung zu St. Louis 1904 der vorbildlich eingerichteten jungen Schule eine silberne Medaille und ein ehrenvolles Diplom ein.

Interessant zu erwähnen wäre noch, dass im 1. Obergeschoss streng getrennt ein Lehrerinnen- und ein Lehrerzimmer lagen sowie der im Mittelbau nach der Straße hin zeigende „Zeichensaal“ und das Physikzimmer mit „hintereinander erhöhten Sitzreihen“ und dem dazugehörigen Vorbereitungszimmer im rechten Eckvor-sprung zum Hof hin.

Darüber, im 2. Obergeschoss, befand sich „um das Maß des rechten Eckvorsprungs über die gewöhnliche Klassengröße ausgedehnt“ der Singsaal und, „nach dem Monier-system mit gerader Decke über hoher Voute versehen“, d.h. Decke und Wände waren durch eine Wölbung miteinander verbunden, die Aula. Ebenfalls überwölbt, und zwar mit einem Tonnengewölbe, war das im 2. Stock endende Treppenhaus.

Im Inneren sind durchweg die Wände bis auf 1,50 m Höhe mit Oelfarbe ange-
strichen. Nur die Aula hat einen reicheren malerischen Schmuck erhalten sowie über der Rednertribüne ein großes figurenreiches Wandgemälde, die Kurfürstin Sophie im Gespräch mit Leibniz darstellend, heute im ersten Obergeschoss gegenüber der Treppe zu besichtigen.

1909
Erst 1909 wurde die Sophienschule als höhere Schule im Sinne des Gesetzes anerkannt, 1910 ihr das Recht verliehen, an der eigenen Schule in Anwesenheit eines königlichen Kommissars die Reifeprüfung abzuhalten. (Jetzt wurden auch die Lehrkräfte mit den Kollegen an den Knabenschulen gleichgestellt!). Die Schüle-
rinnenzahl vergrößerte sich drastisch (im Mai 1910 882 Schülerinnen gegenüber 350 Schülerinnen im Jahre 1900), so dass Klassenräume und Turnhalle nicht mehr ausreichten.

Mit einem Anbau an der Westseite der Schule (die heutigen Räume 6, 16, 26, 36) wurden neue Klassenräume gewonnen und 1909 in Benutzung genommen.

1911/12
Die Turnhalle wird um ein weiteres Geschoss aufgestockt und eine neue Turnhalle gebaut.

1918
Diese Turnhalle wurde 1918 bereits wieder der unterrichtlichen Verwendung entzogen und als Lagerhalle beschlagnahmt. Unterricht fand im Winter 1918/19 ohnehin kaum statt, es fehlte an Kohlen für die Heizung, außerdem diente die Schule Teilen des zurückgeführten Heeres als Notquartier.

1938
Bauliche Neuerungen gibt es erst wieder 1938/39.

1940
Jetzt werden die Räume im Geschoss über der Turnhalle für den hauswirtschaft-lichen Unterricht ausgebaut (1940 beendet) und die Villa neben der Schule (heute Haus Nr. 6) erworben, um weitere Klassenräume, Kindergarten, Werkraum und Waschküche zu gewinnen.

1943
Die Sophienschule wird nach starker Beschädigung des Gebäudes bei einem Bomben-angriff nach Treseburg im Harz evakuiert.

1945
Die Nachkriegsjahre bis 1959 sind gekennzeichnet durch Überfüllung (zeitweise 1700 Schülerinnen in 48 Klassen!), durch Zusammenlegung von Schulen, Raumnot und Schichtunterricht.

1949
Trotzdem beginnt 1949 der Wiederaufbau. Die dritte Etage des Haupthauses wird ausgebaut. Es entstehen größere, hellere Klassenräume. Ob zu diesem Zeitpunkt auch erst die Haupttreppe in den 3. Stock hochgezogen wird, ist nicht genau zu ermitteln.

1956/57
Der Wiederaufbau der zerstörten zweiten Turnhalle wird geplant und wohl auch durchgeführt.

1961
Das heutige Bild der Sophienschule wird im Wesentlichen durch die großzügige Erneuerung und den Umbau von 1961-1963 bestimmt. Dazu die ehemalige Direktorin, Frau Obrock:

„Zunächst wurde das Haupthaus Bauplatz, abgesehen von 6 Räumen (...), diese durch provisorische Wände abgetrennt. Das Turnhallengebäude und das Nebenhaus standen zum Unterricht zur Verfügung: Als das Haupthaus wieder beziehbar war, wurde gewechselt und der vorher ‚bewohnte’ Teil den Umbauarbeiten unterzogen. Die Klassen 5 und 6 waren für die ganze Bauzeit in vier Räumen der Volksschule Kestnerstraße ausquartiert, das Kaiser-Wilhelms-Gymnasium stellte uns zu bestimmten Zeiten seine Physik- und Chemieräume und seinen Musiksaal zur Verfügung, zu Schulfeiern und zur Entlassung unserer Abiturientinnen seine Aula, die Freiherr-vom-Stein-Schule ihre Turnhallen.“

Die periodisch wiederkehrende Raumnot ist der Sophienschule geblieben. Mit der steigenden Schülerzahl in den 70er Jahren sieht die Stadt sich gezwungen,

1972
das Haus Scharnhorststraße 18 für einige Jahre zu mieten, um zusätzliche Klassenräume zu gewinnen.

Inzwischen wurden dieses Haus sowie das Nebenhaus (Nr. 6) verkauft. Dafür erhält der Turnhallentrakt ein zweites Geschoss mit modernen Biologieräumen. Der Umbau

1985
gestaltet sich nicht ganz so spektakulär wie 1961/63, aber das Dröhnen der Pressluft-hämmer ist noch in unseren Ohren.

1991
Angesichts der finanziellen Not des Schulträgers lassen sich Renovierungen und bauliche Veränderungen nur mühsam und in kleinen Schritten vollziehen. Immerhin kann die neue Schulbibliothek, ein Schülerstillarbeitsraum und der Schulassisten-tenraum neu errichtet werden.

Der Zustand einiger Klassenräume ruft Initiativen der Klassenelternschaften ins Leben, so dass die Renovierung zahlreicher Klassenräume durch Eltern und Lehrer in den folgenden Jahren zur Verschönerung der Klassenräume führt.

1992
Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung. Der Hof wird begrünt, Sitzecken werden gestaltet und zwei Tischtennisplatten aufgestellt.

1993
Die rückwärtige Fassade wird neu gestaltet.

1994
„Wie in einem teuren italienischen Restaurant“: So lautete die Überschrift eines Artikels im „Götterboten“. Gemeint war das neugestaltete Erdgeschoss. Höchstes Lob verdient dabei die Ausgestaltung des Eingangsbereiches. Die Kuppel symbolisiert die sechs Erdteile und den Sternenhimmel als Einheit aller Völker und des Universums.

Das Projekt war durch die Hilfe von Sponsoren, durch Elternspenden und die Unterstützung der Ehemaligen möglich geworden.

Zugleich war das Projekt Initialzündung für die Renovierung zahlreicher Klassenräume, des Kellergeschosses und der dritten Etage durch Schüler und Lehrer.

1995
Das Treppenhaus wird durch die Stadt und die 1. Etage mit eigenen Mitteln renoviert.

1996
Die Fassade des Seitentraktes wird renoviert. Die Rückfront ist fertig gestellt.

1998
Über der Turnhalle wird das 1. Geschoss völlig verändert. Ein neuer Chemie-raum mit Sammlungsraum wird errichtet. Gleichzeitig wird der Erdkunderaum neu gestaltet und ein Mehrzweckraum erstellt. Im Bereich der Natur-wissenschaften bleiben nun keine Wünsche mehr offen.

1999
Aus dem alten Chemieraum werden zwei vollständig renovierte Klassenräume.
Die Turnhalle wird renoviert.

Die Inschrift (Haupteingang) wird aus eigenen Mitteln der Schule neu vergol-det. Das Jubiläumsjahr 2000 kann beginnen.

            Geesche Schmitz-Reinthal
Ergänzungen von Reinhard Apel

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