GERONTOLOGISCHE UNTERSUCHUNG 
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Gerontologische Untersuchung der Lehrer-Tanne (Abies magistra) im Sophienwald
Das Kollegium der Sophienschule im Wandel Die Lehrertanne ist eine einhäusige Pflanze. Allerdings wachsen die Zweige mit den weiblichen Blüten nur auf der linken Seite des Baumes, die mit den männlichen Blüten nur rechts. 1977 zeigt die Lehrer-Tanne der Sophienschule eine durchgängige Verzweigung, es gibt Äste aller Altersstufen. Die Äste der rechten Seite sind aber etwas kümmerlich, das lag wohl am seinerzeit starken femininen Wurzeldruck. Wenn Tannen altern, verlieren sie zumeist im unteren Bereich ihre Nadeln, die Äste werden kahl oder trocknen gar ab. Dies zeigt sich bereits 1989. Erstaunlicherweise ist die Tanne nun aber beidseitig etwa gleich stark beastet. Der Wurzeldruck war ab etwa 1980 sowohl feminin als auch zunehmend maskulin. Dramatisch wird es 1999. Die Tanne ist schon reichlich kahl, aber mit ausgeprägter Krone. Es gibt eigentlich nur noch drei mittelalte Äste, und die sind arg verkürzt.

Wie wird sich nun die Situation in nochmals 10 Jahren darstellen? Wenn die nieder-sächsische Oberförsterin nicht bald aktiv wird, hat die Lehrertanne dann nur noch drei Etagen. Oder schlagen plötzlich im unteren Bereich doch noch neue Äste aus? Oder ist sie dann durch einen neuen, kleinen Tannenbaum aus der Baumschule ersetzt worden, dessen Krone erst noch wachsen muss? Die biologische Uhr tickt jedenfalls gnadenlos weiter!
 


 

n meinem Garten habe ich so ein paar alte Tannen-Exemplare. Ich werde sie im Frühjahr fällen lassen. Das Bild dieser Tannen hatte ich ständig vor mir, als ich mich entschloss, die Altersverteilung des Kollegiums der Sophienschule darzustellen.

A. Seifert hat in unserem Sophienjahrbuch 1989 bereits einmal die Situation unseres Kollegiums von 1977-1989 beschrieben. Dies möchte ich hier kurz zusammenfassen:

Zwischen 1977 und 1989 war eine Phase großer Fluktuation. 55 Kollegen kamen neu an die Schule, 48 wurden verabschiedet (Das waren zum Teil auch neue Kollegen, die nicht lange blieben!). Nach der Einführung der Koedukation zu Anfang der 80er Jahre verschob sich auch das Verhältnis Lehrerinnen:Lehrer von 7:3 auf nahezu 1:1. Von 1985 an wechselten nach und nach der Stellvertreter des Schulleiters, der Stundenplaner, eine Oberstufenkoordinatorin und schließlich auch der Schulleiter selbst.

Ich zitiere hier A. Seifert 1989: „Dieser tief greifende Wandel in den letzten zwölf Jahren hat natürlich auch Auswirkungen auf das heutige Kollegium. Es wäre schön, endlich einmal über längere Zeit mit den gleichen Kollegen arbeiten zu können, um Ruhe und Kontinuität in der täglichen Arbeit zu ermöglichen.“

Rückblickend auf die Zeit von 1989-1999 muss man dann amüsiert feststellen, wie sehr dieser Wunsch doch in Erfüllung ging. Diese Ruhe! Diese Kontinuität! War es nicht schön, wie wir gemeinsam in den letzten zehn Jahren alt geworden sind? Lag das Durchschnittsalter 1977 noch deutlich unter 40, ist der durchschnittliche Sophienlehrer heute 52 Jahre alt. Bleibt zu hoffen, dass unsere Schüler zukünftig nicht nur noch von Lehrern unterrichtet werden, die ihre Großeltern sein könnten. – Oder um als alter Harzer im Bild zu bleiben:
 
Es grüne die Tanne,
 es wachse das Erz,
 Gott schenke uns allen
 ein fröhliches Herz.

P.S. Kurz vor Redaktionsschluss erfuhr ich, dass an der Sophienschule zwei neue Stellen ausgeschrieben sind. Oh Wunder, die alte Tanne bekommt neue Astknospen!

Hans-Joachim Hoppe

.© 2002 Sophienschule Hannover