Schüleraustausch
mit Polen |
Wenn
man sich entscheidet, einen Schüleraustausch nach Polen mitzumachen,
wissen die meisten kaum, was auf sie zukommt. Mir jedenfalls war das Land
weitgehend unbekannt, ich wusste nicht einmal, wie sich die Sprache anhört.
Dennoch saß ich dann mit der Gruppe, die aus Schülern des ganzen
Jahrgangs zusammengesetzt war, im Zug nach Krotoszyn (Es hat auch schon
eine Weile gedauert, bis wir den Namen unserer Partnerstadt aussprechen
konnten).
Dort
angekommen, wurden wir alle von unseren Partnerfamilien erwartet, die wir
nach Vorlesen der Namen und Vorstellen des Programms zum ersten Mal sahen.
Jeder von uns hat gehofft, dass der Austauschpartner möglichst gut
Deutsch kann – erst recht, nachdem wir der polnischen Lehrerin beim Übersetzen
zugehört hatten. Auf den ersten Blick (oder besser beim ersten Hören)
kommt einem Polnisch total fremd vor.
Aber
nach dem Wochenende innerhalb der Familie gewöhnt man sich daran,
und man lernt außerdem, etwas zu verstehen. So haben viele ein paar
Brocken Polnisch gelernt, die ich auch heute noch weiß. Die Zeit
in der polnischen Familie hatte eines bei allen Schülern gemeinsam:
Sie war durch eine uns fast unbekannte selbstlose und überschwängliche
Herzlichkeit geprägt. Jedes Mitglied der Familie kümmerte sich
intensiv um das Wohlbefinden des Austauschpartners. So verlebten alle durch
diese neue Begegnung ein sehr schönes und nettes Wochenende bei dem
Austauschpartner zu Hause.
Auch
von Seiten der polnischen Schule war der Austausch perfekt organisiert.
Wie wichtig es den Krotoszynern ist, dass die deutschen Schüler einen
tollen Aufenthalt in Polen haben, sieht man auch daran, dass die polnischen
Schüler, die am Austausch beteiligt waren, in der Zeit, als wir da
waren, von der Schule befreit wurden, um sich intensiver um ihre Gäste
– also uns – zu kümmern. Uns wurde ein unglaubliches Programm geboten.
Neben diversen Ausflügen, die die Familien mit uns unternommen haben,
war auch geplant, dass die gesamte Austauschgruppe mit einer Reiseagentur
in die Berge nach Südpolen fährt. Dort haben wir dann alle zusammen
drei Tage in einem kleinen Hotel gewohnt und tagsüber Touren zu berühmten
Sehenswürdigkeiten gemacht oder andere Aktionen unternommen. Das war
eine klasse Zeit, denn mit den Polen konnte man sich gut verständigen,
da die meisten ein fast fehlerfreies Deutsch sprechen. Als sich die letzten
Tage in der Familie näherten, machte sich bei vielen von uns ein trauriges
Gefühl breit. Und dann hieß es Abschied nehmen. Meine Familie
wollte unbedingt, dass wir uns nach dem wie immer sehr reichhaltigen Essen
im Garten um verschiedene Bäumchen versammeln, um noch einmal eine
Menge Fotos zu schießen. Der Mutter und der Schwester meiner Austauschpartnerin
kamen schon die Tränen, als ich meine Sachen gepackt habe, und auch
‚meine Polin‘ brach am Bahnhof in Tränen aus, was kein Einzelfall
war. Von Seiten der polnischen Schüler ging die Woche in Krotoszyn
äußerst emotional geladen zu Ende.
Schließlich
fand sich die deutsche Gruppe wieder über die Gleise ratternd auf
dem Weg nach Hause. Das Gepäck war bei allen schwerer als auf dem
Hinweg, denn unsere Gastfamilien hatten uns mit Geschenken für uns
und unsere Eltern beladen. Eins war klar: Die Woche war viel zu kurz, und
keiner von uns hatte jemals so viele in diesem Maße herzliche Menschen
auf einem Fleck, nämlich in Krotoszyn, erlebt.
|
|