2094 - EIN MUSICAL 
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2094 - In einem Land nach unserer Zeit. 
Ein Rückblick (1996)
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Als uns Frau Ovesiek vor über zwei Jahren in einer Musik-LK-Stunde fragte, ob wir generell daran interessiert seien, zusammen mit der Musikhochschule (im Besonderen mit einem gewissen Herrn Prof. Hempel) ein Musical-Projekt zu verwirklichen, waren wir Feuer und Flamme, wussten wir auch noch nicht so genau, was da auf uns zukommen sollte.

Als über ein Jahr später vier gelungene und ausverkaufte Vorstellungen über die Bühne gegangen waren (am 2., 3. und 4. Mai 1994 in unserer Aula und am 6. Mai 1994 im großen Saal der Musikhochschule), hatten wir vielleicht unsere zwei ersten grauen Haare bekommen, konnten doch aber mit Stolz auf unser Werk zurückblicken.

Und jetzt – wieder ein halbes Jahr später – schaue ich fast schon mit Wehmut ins Programmheft und auf die Zeit zurück, die in der Vergangenheit viel kürzer und problemloser erscheint, als sie wirklich war.

Wir hatten uns ein wirklich hohes Ziel gesteckt: Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, bereits vorhandenen Stoff in eine Musical-Handlung umzuarbeiten, standen wir vor der riesigen Aufgabe, selbst ein Libretto zu schreiben. Unter der Federführung von Herrn Dr. Czapek machte sich ein Großteil der Deutsch-LK also an die, wie sich bald herausstellen sollte, undankbare Aufgabe: Jeder hatte seine eigenen Ideen und Vorstellungen, und jeder hatte irgendwo Kritik anzubringen. Als ebenso schwierig erwies sich das Dichten von Songtexten. Wir bekamen Unterstützung von Herrn Hempel, der sich mit einem Reimlexikon und vielen Ideen zu unseren rauchenden Köpfen in den Musikraum gesellte und versuchte, uns in das Geheimnis eines durchschlagenden Textes (= Schlager?) einzuweihen, den er dann vertonen wollte. – Das geschah also in der Anfangsphase hinter den zunächst noch fest verschlossenen Türen.

Das Werk wuchs langsam, aber stetig, ebenso wie die Zahl der beteiligten Kräfte. Schüler der anderen Jahrgänge, Chor und Orchester sollten und wollten eingebunden werden. Die Kostüm- und Bühnenbildgruppen fanden sich zusammen, und die Studenten der Musikhochschule gesellten sich zu uns und kreierten eifrig mit – vor den Kulissen als Akteure ebenso wie hinter den Kulissen als Probenleiter.
In der Projektwoche wagten wir die ersten Schritte auf die Bühne, probierten die schon fertig gestellten Songs und unser schauspielerisches Talent aus. Die Probenarbeit an den schon stehenden Teilen begann, der Rest wurde wieder und wieder überarbeitet (inzwischen von einem kleinen, doch harten Kern der Textgruppe), die Rollenverteilung war nun festgelegt (war das ein Akt!), langsam nahm unser Stück Form an.

Zwischendurch schrieb der 13. Jahrgang noch „schnell“ sein Abitur, wodurch zumindest dieser Teil eine kleine Zwangspause einlegen musste.

Das Versäumte haben wir dann während eines einwöchigen Landheimaufenthalts wieder nachgeholt. Jetzt wurde gepowert, den ganzen Tag gesungen, gespielt, getanzt, Texte gelernt und in Szene gesetzt: Die Gruppe schweißte sich in diesen Tagen zusammen wie nie zuvor. Schüler, Studenten und Lehrer wuchsen zu dem Musical-Team zusammen, und die Wellen der Euphorie (Zitat: „Hey, es wird richtig gut!“) schlugen das erste Mal so richtig hoch.

Die Stimmung hielt bis auf ein paar Schwankungen an bis zum krönenden Abschluss, den endgültigen Aufführungen. Doch es war noch einiges zu tun. Die Probentermine lagen immer dichter hintereinander. Gebastelt, genäht und organisiert wurde bis spät in den Nachmittag. Die ersten Gesamtproben brachten bestimmt so manchen von uns (besonders wahrscheinlich Harald Braun, der die musikalische Leitung übernommen hatte) an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Zeit fehlte noch an allen Enden, so schien es jedenfalls.

Als auch die Generalprobe die nötigen Pannen und Aussetzer mit sich gebracht hatte, konnten wir uns und unser Werk endlich mit fiebernden Köpfen dem Publikum präsentieren, das mit seinen insgesamt immerhin ca. 4.000 Händen reichlich und begeistert Beifall spendete.

Im Übrigen wurde nicht nur Beifall gespendet; vom gemachten Gewinn konnte ein neuer Synthesizer gekauft und ein rauschendes Gartenfest mit allen Beteiligten (derer waren es über Hundert) gefeiert werden.

Und was ist noch geblieben? könnte man sich jetzt nach wieder einem halben Jahr fragen. Zunächst einmal das Hochgefühl, so ein Mammutprojekt auf die Beine gestellt und bis zum erfolgreichen Ende durchgezogen zu haben (so ging’s mir zumindest, als ich das Programmheft wieder hervorgekramt hatte und erstaunt zu lesen begann).

Doch auch das wirklich entstandene Gemeinschaftsgefühl zwischen allen Mitwirkenden – Schüler aller Altersstufen, Studenten und Lehrer – war die Mühe wert. 

Man hat viele Menschen neu oder besser kennen gelernt, musste lernen, Kompromisse einzugehen und seine eigenen Vorstellungen in einen großen Gesamtkomplex einzufügen.

Deswegen hoffe ich, dass auch in Zukunft Lehrer und Schüler den Mut haben werden, ein ähnliches oder auch ganz andersartiges Projekt anzugehen. Es lohnt sich bestimmt.

P.S. Auf die Handlung des Stückes wollte ich bewusst nicht noch einmal eingehen, denn es ist darüber schon viel geschrieben worden, und es gibt sicher kaum noch jemanden, der sie nicht kennt. Falls doch, so hat Frau Ovesiek noch einige Videos, die sie gern an Interessierte (Preis 20,00 DM) verkauft.

Ariane Skupch

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