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Als
uns Frau Ovesiek vor über zwei Jahren in einer Musik-LK-Stunde fragte,
ob wir generell daran interessiert seien, zusammen mit der Musikhochschule
(im Besonderen mit einem gewissen Herrn Prof. Hempel) ein Musical-Projekt
zu verwirklichen, waren wir Feuer und Flamme, wussten wir auch noch nicht
so genau, was da auf uns zukommen sollte.
Als
über ein Jahr später vier gelungene und ausverkaufte Vorstellungen
über die Bühne gegangen waren (am 2., 3. und 4. Mai 1994 in unserer
Aula und am 6. Mai 1994 im großen Saal der Musikhochschule), hatten
wir vielleicht unsere zwei ersten grauen Haare bekommen, konnten doch aber
mit Stolz auf unser Werk zurückblicken.
Und
jetzt – wieder ein halbes Jahr später – schaue ich fast schon mit
Wehmut ins Programmheft und auf die Zeit zurück, die in der Vergangenheit
viel kürzer und problemloser erscheint, als sie wirklich war.
Wir
hatten uns ein wirklich hohes Ziel gesteckt: Nach einigen fehlgeschlagenen
Versuchen, bereits vorhandenen Stoff in eine Musical-Handlung umzuarbeiten,
standen wir vor der riesigen Aufgabe, selbst ein Libretto zu schreiben.
Unter der Federführung von Herrn Dr. Czapek machte sich ein Großteil
der Deutsch-LK also an die, wie sich bald herausstellen sollte, undankbare
Aufgabe: Jeder hatte seine eigenen Ideen und Vorstellungen, und jeder hatte
irgendwo Kritik anzubringen. Als ebenso schwierig erwies sich das Dichten
von Songtexten. Wir bekamen Unterstützung von Herrn Hempel, der sich
mit einem Reimlexikon und vielen Ideen zu unseren rauchenden Köpfen
in den Musikraum gesellte und versuchte, uns in das Geheimnis eines durchschlagenden
Textes (= Schlager?) einzuweihen, den er dann vertonen wollte. – Das geschah
also in der Anfangsphase hinter den zunächst noch fest verschlossenen
Türen.
Das
Werk wuchs langsam, aber stetig, ebenso wie die Zahl der beteiligten Kräfte.
Schüler der anderen Jahrgänge, Chor und Orchester sollten und
wollten eingebunden werden. Die Kostüm- und Bühnenbildgruppen
fanden sich zusammen, und die Studenten der Musikhochschule gesellten sich
zu uns und kreierten eifrig mit – vor den Kulissen als Akteure ebenso wie
hinter den Kulissen als Probenleiter.
In
der Projektwoche wagten wir die ersten Schritte auf die Bühne, probierten
die schon fertig gestellten Songs und unser schauspielerisches Talent aus.
Die Probenarbeit an den schon stehenden Teilen begann, der Rest wurde wieder
und wieder überarbeitet (inzwischen von einem kleinen, doch harten
Kern der Textgruppe), die Rollenverteilung war nun festgelegt (war das
ein Akt!), langsam nahm unser Stück Form an.
Zwischendurch
schrieb der 13. Jahrgang noch „schnell“ sein Abitur, wodurch zumindest
dieser Teil eine kleine Zwangspause einlegen musste.
Das
Versäumte haben wir dann während eines einwöchigen Landheimaufenthalts
wieder nachgeholt. Jetzt wurde gepowert, den ganzen Tag gesungen, gespielt,
getanzt, Texte gelernt und in Szene gesetzt: Die Gruppe schweißte
sich in diesen Tagen zusammen wie nie zuvor. Schüler, Studenten und
Lehrer wuchsen zu dem Musical-Team zusammen, und die Wellen der Euphorie
(Zitat: „Hey, es wird richtig gut!“) schlugen das erste Mal so richtig
hoch.
Die
Stimmung hielt bis auf ein paar Schwankungen an bis zum krönenden
Abschluss, den endgültigen Aufführungen. Doch es war noch einiges
zu tun. Die Probentermine lagen immer dichter hintereinander. Gebastelt,
genäht und organisiert wurde bis spät in den Nachmittag. Die
ersten Gesamtproben brachten bestimmt so manchen von uns (besonders wahrscheinlich
Harald Braun, der die musikalische Leitung übernommen hatte) an den
Rand eines Nervenzusammenbruchs. Zeit fehlte noch an allen Enden, so schien
es jedenfalls.
Als
auch die Generalprobe die nötigen Pannen und Aussetzer mit sich gebracht
hatte, konnten wir uns und unser Werk endlich mit fiebernden Köpfen
dem Publikum präsentieren, das mit seinen insgesamt immerhin ca. 4.000
Händen reichlich und begeistert Beifall spendete.
Im
Übrigen wurde nicht nur Beifall gespendet; vom gemachten Gewinn konnte
ein neuer Synthesizer gekauft und ein rauschendes Gartenfest mit allen
Beteiligten (derer waren es über Hundert) gefeiert werden.
Und
was ist noch geblieben? könnte man sich jetzt nach wieder einem halben
Jahr fragen. Zunächst einmal das Hochgefühl, so ein Mammutprojekt
auf die Beine gestellt und bis zum erfolgreichen Ende durchgezogen zu haben
(so ging’s mir zumindest, als ich das Programmheft wieder hervorgekramt
hatte und erstaunt zu lesen begann).
Doch
auch das wirklich entstandene Gemeinschaftsgefühl zwischen allen Mitwirkenden
– Schüler aller Altersstufen, Studenten und Lehrer – war die Mühe
wert.
Man
hat viele Menschen neu oder besser kennen gelernt, musste lernen, Kompromisse
einzugehen und seine eigenen Vorstellungen in einen großen Gesamtkomplex
einzufügen.
Deswegen
hoffe ich, dass auch in Zukunft Lehrer und Schüler den Mut haben werden,
ein ähnliches oder auch ganz andersartiges Projekt anzugehen. Es lohnt
sich bestimmt.
P.S.
Auf die Handlung des Stückes wollte ich bewusst nicht noch einmal
eingehen, denn es ist darüber schon viel geschrieben worden, und es
gibt sicher kaum noch jemanden, der sie nicht kennt. Falls doch, so hat
Frau Ovesiek noch einige Videos, die sie gern an Interessierte (Preis 20,00
DM) verkauft.
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