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Die
im Jahre 1897 in Hannover gegründete Sophienschule, damals noch „Höhere
Töchterschule III“,
begeht in diesen Tagen nach den Feiern zum 100-jährigen Bestehen der
Schule im Jahre 1997 ein weiteres 100-jähriges Jubiläum, nämlich
das ihres Schulgebäudes. Neben den vielen guten Gründen hierfür
ist einer besonders hervorzuheben: Wenn die Stadt Hannover im Jahre 2000
mit der „EXPO 2000“ Gastgeber der Welt ist, so kann sie mit der Sophienschule
auf eine Schule verweisen, die bereits auf der Weltausstellung 1904 in
St. Louis/USA erfolgreich aufgetreten und dort als „Höhere Mädchenschule
mit Gymnasialkursen für die weibliche Jugend“ als Teil der „Deutschen
Unterrichts-Ausstellung“ mit einer Silbermedaille ausge-zeichnet worden
ist.
Die Geschichte der Schule
aus dem Blickwinkel und mit den Worten des einhundert Jahre alten Schulhauses
zu erzählen, hätte einen besonderen Reiz, denn die ehrwürdigen
Mauern würden sicherlich zu berichten wissen vom festlichen Einweihungsakt
im Januar 1900 oder dem Gemälde in der Aula, das die Kurfürstin
Sophie von Hannover im Gespräch mit dem großen Denker Leibniz
zeigt und so das Bildungsprogramm der Schule - die pädagogische Verknüpfung
von Tradition und Moderne – im Wortsinne ins Bild setzt. Gewiss würden
sie auch berichten von den im Laufe der Zeit erfolgten baulichen Erweiterungen
mit dem Ziel, nicht nur mehr Schülerinnen,erst ab 1980 auch Schüler
aufzunehmen, sondern mit den verschiedenen Sprachen, den modernen Naturwissenschaften
oder den neuen Informations- und Kommunikationstechniken auch neue Inhalte
aufzugreifen und sich neuen Entwicklungen zu öffnen. Sie würden
ferner zu berichten wissen von der Verbindung mit dem Landheim in Hambühren
und den Einschränkungen, Auslagerungen, Fremdbelegungen oder Zerstörungen
als Folge der beiden Weltkriege sowie dem Wiederaufbau nach 1945. Und so
manches könnten sie erzählen über die Anfangsidee bis zur
professionellen Präsentation der „Grüße“ oder des „Götterbotens“,
den Klang der Schulchöre durch das Gebäude, die vielen neuen
und fremden Gesichter und Stimmen, wenn die Partnerschulen aus Frankreich,
Finnland, Polen oder Israel in Hannover zu Besuch sind, die Berichte der
Ehemaligen, wenn sie zu besonderen Anlässen in „ihre alte Schule“
zurückkehren, oder die Vernetzung mit der Welt durch Internetanschluss
und Homepage. In erster Linie aber würden die ehrwürdigen Mauern
wohl berichten von den vielen Schülerinnen und Schülern, Eltern,
Lehrkräften, die täglich durch die Schultür ein- und ausgegangen
sind und noch ein- und ausgehen, von ihren Geschichten mit und in dieser
Schule, also insgesamt von einem „Haus des Lernens“, das im Laufe der vielen
Jahre im übertragenen Sinne nie leerstand, sondern immer mit Leben
erfüllt war.
Das alte Schulhaus würde
sich an die eigene Zeit bestimmt gerne erinnern, weil es
von den Schülerinnen
und Schülern, den Eltern und den Lehrkräften viel erhalten
und ihnen zugleich Raum
gegeben hat, viel zu bekommen. Es würde erwartungsvoll
in die neue Zeit blicken
und bei allem Neuen darauf achten, dass seine in den
letzten hundert Jahren gewachsene
und so charakteristische Substanz nicht verloren geht.
Ich wünsche der Sophienschule,
den Schülerinnen und Schülern, den Eltern und
den Lehrerinnen und Lehrern
für die Zukunft alles Gute und nehme das diesjährige
Jubiläum zum Anlass,
mich bei allen für die bisher geleistete Arbeit in dem Schul-haus
zu bedanken.
Hannover, im
Februar 2000
Renate Jürgens-Pieper
(Niedersächsische Kultusministerin) |
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